Das Konzept

Villa Löwenherz Dortmund

Therapeutisch-Pädagogisches Zentrum 1 & 2

In der TPZ Villa Löwenherz 1 und 2 leben 14 Kinder im Alter von 6-14 Jahren in zwei Gruppen. Sie werden in einem hochstrukturierten Setting mit einem Personalschlüssel „1 Pädagoge auf 0,48 Kinder“ begleitet und betreut. Zusätzlich bieten wir eine traumatherapeutische Behandlung durch eine hochqualifizierte Fachkraft in der Einrichtung. Traumatherapie und -pädagogik werden nahtlos miteinander kombiniert. Eine kinderpsychiatrische Praxis garantiert auf Wunsch zudem die fachärztliche Behandlung. Die pädagogischen Fachkräfte sind traumapädagogisch geschult. Durch die intensive therapeutische und pädagogische Beziehungsarbeit im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum (TPZ) Villa Löwenherz bekommen die Kinder die Chance auf dauerhafte emotionale Stabilität und einen gesunden Reifungsprozess.

Villa Löwenherz Schwerte

Therapeutisch-Pädagogisches Zentrum 3

Die in TPZ 1 & TPZ 2 erreichten Entwicklungsfortschritte werden nun in TPZ 3 weiter ausgebaut, gefestigt und vertieft. Konkret geht es darum, dass die jungen Menschen im Rahmen ihrer sozioemotionalen Entwicklung selbstständiger werden, um eine dauerhafte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erzielen. Die in TPZ 1 & 2 neu erlernten Handlungsmuster können nun in einem neuen Umfeld erprobt, überprüft und verbessert werden. Die Grundlagen der Arbeit in TPZ 1 & TPZ 2 sowie die angewandten Methoden können im jeweiligen Konzept eingesehen werden. Die Konzeption von TPZ 3 stützt sich auf das Konzept von TPZ 1 & TPZ 2.

Zielgruppen

Das Therapeutisch-Pädagogische Zentrum (TPZ) Villa Löwenherz ist eine spezialisierte Einrichtung der stationären Jugendhilfe für die Betreuung von Kindern, die wiederholter oder einzelner schwerer Traumatisierung ausgesetzt waren oder die unter schweren Verhaltensauffälligkeiten leiden wie Aggression, Depression und/oder Angst. Für die Mehrzahl dieser Kinder stehen aufgrund ihrer komplexen pädagogischen und therapeutischen Bedarfe keine ausreichenden Angebote der Jugendhilfe zur Verfügung. Oft haben diese Kinder bereits mehrere ambulante und teilweise auch stationäre Maßnahmen durchlaufen. Mit herkömmlichen Maßnahmen konnte jedoch die psychische und soziale Stabilisierung nicht realisiert werden.

Programm und Therapie

Erfahrene pädagogische Bezugspersonen, die Zeit und Aufmerksamkeit für das individuelle Kind haben, begleiten und reflektieren gemeinsam mit dem Kind Alltagssituationen, Herausforderungen, Stresssituationen, Pflichten und Konflikte. Spezielle pädagogische Angebote mit erlebnispädagogischen Elementen und einem hohen Anteil an Selbsterfahrung ergänzen das Setting.

Die therapeutischen Konzepte sind auf der Grundlage traumazentrierter, erlebnis- und handlungsorientierter, systemisch-narrativer, psychoanalytisch-interaktionaler und integrativer Konzepte aufgebaut. Um eine schonende Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen zu ermöglichen, werden therapeutische Narrative (autobiographische Geschichten) dem Kind vorgelesen, die alltägliche Auseinandersetzungen und Probleme fokussieren. Die heilenden Geschichten haben als Hauptfigur meist ein Tier, mit dem sich das Kind identifizieren kann und welches sie über mehrere Geschichten begleitet. Die emotionale Aktualisierung erfolgt somit über die Identifikation des Kindes mit dem Protagonisten (Tier) und seinem Erleben und Handeln.

Auf einen Ressourcenteil, in dem die Stärken und Fertigkeiten und positiven Erlebnisse beschrieben werden, folgt eine Phase, in der die schwierige Thematik, beispielsweise aggressive Impulsdurchbrüche bei Frustrationen oder Anforderungen, behandelt wird. Dabei wird Bezug genommen auf die im Alltag erlebten sogenannten „Trigger“, die als Auslöser für das Verhalten benannt werden. Diese werden mit früheren traumatischen Erfahrungen in Verbindung gebracht, um eine Bewusstmachung in das eigene Erleben und Verhalten und eine Verarbeitung der früheren traumatischen Erfahrung zu ermöglichen. Am Ende der Narrative greift in das Geschehen dann eine Helferfigur ein, die mögliche Auswege und alternative Handlungsweisen aufzeigt, aber auch Trost und Sicherheit vermittelt.

Bei Kindern, die unter Ängsten, Depressionen oder Zwängen leiden, werden mit Hilfe tiefenpsychologisch fundierter Methoden Konfliktdynamiken aufgedeckt und bearbeitet. Mit Hilfe verhaltenstherapeutischer Interventionen werden neue Lernprozesse initiiert, die die Handlungsfähigkeit erweitern. Ziel ist die Auflösung emotionaler Blockaden und Vermeidungstendenzen, die die betroffenen Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen.

Arbeit mit Eltern und Bezugspersonen

Die Elternarbeit sowie die Arbeit mit den Bezugspersonen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Betreuungskonzeptes. Während der Begleitung üben wir in kleinen Schritten gemeinsam mit allen Beteiligten neue Interaktions- und Kommunikationsstile ein und setzen sie praktisch um. Der Besuch der Eltern (Hospitationen) – auch für ein ganzes Wochenende – sind möglich.

Konkrete pä­dagogische Methoden

Im pädagogischen Kontext geht es darüber hinaus um eine fortschreitende Aktivierung der Ressourcen zur Selbstwertsteigerung des Kindes. Zu diesem Zweck wird für jedes Kind eine sogenannte „Lobebox“ eingeführt, in der das Kind tägliche „Lobezettel“ als positives Feedback erhält. Auf diesen Lobezetteln werden Stärken, positive Veränderungen, gelungene Konfliktlösungsstrategien sowie ein veränderter Umgang mit negativen Gefühle, z. B. Wut, benannt und dem Kind positiv gespiegelt. Die kontinuierliche Benennung der Stärken und Ressourcen des Kindes dient dem Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes, was das Kind stärken und ermutigen soll. Dies bewirkt eine Korrektur maladaptiver Selbstbilder und negativer kognitiver Selbstüberzeugungen.

Um das Selbstwertgefühl des Kindes kontinuierlich positiv zu beeinflussen, nimmt das Kind an wöchentlichen Teamgesprächen am sogenannten „Geheimgespräch“ (angelehnt an die Methode „reflecting team“) teil. Hierbei werden dem Kind vom Team positive Situationen, kleine Entwicklungsschritte, neu erlernte Handlungsmuster, Gefühle und Dynamiken und gemeinsame positive Erlebnisse mitgeteilt. Über die Formulierung in der dritten Person Singular kann das Kind diese Äußerungen über sich aus „sicherer Distanz“ anhören und sich freiwillig mit dem Gesagten identifizieren. Durch die reine Beschränkung auf positive Entwicklungen und die Hervorhebung der Stärken und Ressourcen des Kindes im Sinne einer emotionalen „warmen Dusche“ können diese Gespräche zu einem wachsenden positiven Selbstbild verhelfen und das Selbstvertrauen stärken sowie negative kognitive Selbstüberzeugungen auflösen.

Da die Kinder in der Villa Löwenherz sexuelle oder körperliche Gewalt sowie emotionale und körperliche Vernachlässigung erfahren haben, ist das Verhältnis zum eigenen Körper sowie zur emotionalen und körperlichen Versorgung oft gestört. Daher werden zur Unterstützung einer positiven Körperwahrnehmung neben den sportlichen Aktivitäten auch Duftbäder oder Igelballmassagen angeboten. Gemeinsam wird mit dem Kind erarbeitet, was dem Körper gut tut und Entspannung bringt. So werden beispielsweise das Tragen von schöner oder bequemer Kleidung oder die Zubereitung des Lieblingsgerichtes Teil der heilsamen Versorgungserfahrung. Wichtiger Bestandteil dieser korrigierenden Erfahrung im Bereich der körperlichen Versorgung stellt auch die Vorbereitung der Mahlzeiten dar: Individuell bevorzugte Lebensmittel werden am Platz des Kindes positioniert oder einfache Gerichte auf eine bestimmte, vom Kind gewohnte Weise hergestellt.

Weiterer Bestandteil der Selbstwahrnehmung ist das Erlernen, Gefühle zu spüren, zu unterscheiden, zu benennen und auszuhalten. Die Kinder sind häufig unfähig, die Grundgefühle Angst, Wut, Trauer, Freude und Scham zu unterscheiden und zu benennen, da diese oft mit dem Gefühl der Überforderung verbunden sind und aggressiv abgewehrt werden. Um dem Kind einen Zugang zu den eigenen Gefühlen und Handlungsimpulsen zu ermöglichen, versprachlichen die PädagogInnen die aufkommenden Gefühle für das Kind. Darüber hinaus wird auch benannt, wo das jeweilige Gefühl im Körper lokalisiert werden kann, um es besser von anderen Emotionen zu unterscheiden. Die annehmende und unterstützende Haltung sollen dem Kind ermöglichen, eigene Gefühle und Körperempfindungen besser wahrzunehmen, aber auch die Kompetenz zu gewinnen, negative Gefühle und Körperempfindungen zu regulieren.

Einigen Kindern werden auch Entspannungsübungen angeboten, wie beispielsweise Traumreisen vor dem Schlafengehen. Dadurch kann die Grundanspannung (Hyperarousal) minimiert und gleichzeitig Methoden gelehrt werden, die sie auch eigenständig zur Selbstberuhigung umsetzen können.

Bei einigen Kindern ist es aufgrund von früherer Vernachlässigung wichtig, in einen emotionalen Nachreifungsprozess zu treten, in dem Regression zugelassen und gefördert wird (Schnuller, Milchflasche). Um einen angemessenen Kontext zu gestalten, wird ein zeitlich begrenzter und klar strukturierter Rahmen geschaffen, in dem regressives Verhalten gezeigt werden kann. Die Strukturierung des Kontextes hilft, dass das Kind nach Beendigung der Stunde wieder in das aktuelle emotionale Alter mit altersangemessenem Verhalten zurückwechseln kann.

Weitere Informationen

Weitere, ausführlichere Informationen gibt es hier als PDFs zum Herunterladen: